Die Sujetversammlung der Chottlebotzer im Frühjahr 2018 verlief so kurz wie noch nie, versprachen doch die Initianten vollmundig: wählt ihr unser Sujet, organisieren wir eine Reise nach Dublin! Und sie hielten am vergangenen Wochenende Wort.

Zugegeben, ein demokratischer Entscheid für die Sujetwahl war ob diesem Versprechen schon gar nicht mehr möglich; so klar wie selten wurde denn das Thema „All hallows eve“ für die Fasnacht 2019 gewählt. Dieses Sujet – unter Fasnächtler liebevoll auch „Schüsché“ genannt – hatte den Ursprung des keltischen Endsommerfestes und wurde am Vorabend von Allerheiligen insbesondere im katholischen Irland gefeiert.

An der Fasnacht präsentierten sich die Chottlebotzer als archaische Vogelscheuchen mit verschiedenen Kürbis-„Grende“. Im Fokus dabei stand traditionsgemäss der Fasnachts-/Kafiwagen: dieser wurde in ein irisches Pub verwandelt, als Vorlage diente hierfür die bekannte Temple Bar in Dublin.

„Uri, Schwyz ond Onderwalde“ mit 54 Chottlebotzer im Swiss-Flieger

Die Planung für diese besondere Reise war denn auch entsprechend aufwändig, um ein „Schüsché komplett“ so weit zu transferieren. Instrumente, Grende und Kleider wurden denn auch vorab mit Jeep und Anhänger via Frankreich und per Fähre nach Dublin chauffiert. Die Musiker selber starteten frühmorgens vom 31. Oktober 2019, um mit der Swiss in die irische Hauptstadt zu fliegen. Nun, 54 Chottlebotzer waren im vollbesetzten Airbus nicht zu überhören, so beim Schnupfspruch mit „Uri, Schwyz ond Onderwalde“ – wohl zum Leidwesen der übrigen Passagiere.

Nach dem Hotelbezug gings in die nahe gelegene Guinness-Brauerei zu einer spannenden Führung, Degustation inklusive. Wobei das Guinness bereits an der Fasnacht hektoliterweise getrunken wurde: es war sozusagen ein freudiges Wiedersehen. Mit „Schüsché komplett“ führten die Chottlebotzer einen grossartigen, sympathischen Halloween-Umzug durch das Liberties-Viertel an, mit Polizeieskorte und hunderten von verkleideten Kids im Schlepptau. Und es wurde geknipst und gefilmt; die Iren machten jeder asiatischen Touristengruppe Konkurrenz. Ein Glück, dass die Pub-Dichte bis zum Hotel genügend gross war, dass niemand austrocknen musste.

Auf kulturellen und kulinarischen Spuren Irlands

Zu einem Irland-Besuch gehört ebenso eine Whiskey-Brennerei. Die Jameson-Distillery präsentierte sich in einem fantastischen Mix zwischen alter Fabrik-Manufaktur und modernem, interaktivem Museum. Die Degustation beschwingte die Fasnachtstruppe so sehr, dass eine knapp einstündige Carfahrt angenehm kurz erschien, um in Glendalough die Ruinen eines über tausendjährigen Klosters zu beäugen. Was denn auch irgendwie zu Allerheiligen passte. Nach einem weiteren mehrstündigem, bierschwangeren Pub-Halt im Nowhereland strandeten die Chottlebotzer im Johnnie Fox’s Pub, einer Mischung aus Stadtkeller und Ballenberg. Die abwechslungsreiche Show von irischer Folksmusic und Irish Dance passte ausgezeichnet zur Seafood Chowder und einem Irish Mountain Lamb Stew. Letzteres ist im Urnerland durchaus auch als „Ürner Hafechabis“ bekannt. Die Gäste aus allen Herren Ländern staunten dann nicht schlecht, als diese eigenartig gewandeten Schweizer selber die Bühne mit Guuggemusig-Sound rockten.

Wenn Irlands Sonne vor Rührung weint

Der frei verfügbare Samstag-Morgen wurde zum gemütlichen Shopping-Bummel genutzt, sogar die Sonne zeigte sich für einmal strahlend. Was sich dann am Nachmittag bei der geplanten Park-/Pub-Konzert-Tour leider änderte. Aber: Fasnächtler sind da hart im nehmen, und offensichtlich die hunderten von Zuhörer ebenfalls. Kaum marschierte die Kürbiskopf-Formation auf einen Platz, bildeten sich Trauben von Menschen und hunderte von Handys hielten alles fest. Der definitiv grösste Hühnerhautmoment stand denn noch bevor: erst der Apéro in der Temple Bar bzw. dann der Einmarsch in Formation ins Temple Bar-Viertel! Ein höchst emotionales Abschlusskonzert, das die Sonne noch heftiger weinen liess. Witzig noch eine Randnotiz bei diesem Auftritt: für öffentliche Konzerte musste im Vorfeld eine Auftrittsbewilligung beschafft werden (was die Chottlebotzer entsprechend dabei hatten); beim besagten grossen Konzert-Finale im Temple Bar-Quartier wurde der erlaubte Dezibelwert offenbar massiv überschritten. Was für ein Kompliment… Immerhin begnügten sich die Behördenvertreter mit einer Verwarnung.

Alles hat ein Ende, nur Doggis Wurst hat zwei

Die kurze Nacht in den Pubs diente denn auch wunderbar zum interkulturellen Austausch – die Fasnachtskleider luden an jeder Ecke zum Smalltalk ein. Frühmorgens hiess es aber schon bald wieder: nasse Fasnachtskleider und Grende in den Anhänger packen, sich in Zivilkleider hüllen und ab zum Flughafen. Das Abschiednehmen nach vier intensiven Dublin-Tagen fiel entsprechend schwer, sodass noch jede Gelegenheit für ein „letztes Guinness“ genutzt wurde. Mit Swiss und vbl-Car kam die Chottle-Truppe sicher in Luzern an. Müde, euphorisiert – und mit einem prall gefüllten Rucksack schönster Dublin-Erinnerungen. Slàinte!

Weitere Bilder und Informationen unter https://www.facebook.com/chottlebotzer und www.chottlebotzer.ch.

 

 

Peti Federer, Ehrentambourmajor Chottlebotzer